Ergotherapie fördert Fertigkeiten im Vorschulalter, die für das Schreiben und Lesen von Bedeutung sind
Ergotherapeutische Maßnahmen können die Bereiche fördern, welche für den erfolgreichen Erwerb des Schreibens und Lesens von großer Bedeutung sind.
In der ersten Linie ist es die Sinneswahrnehmung. Wichtig sind dabei nicht nur das Hören, Sehen und Fühlen, sondern auch das Gleichgewicht und die Körperwahrnehmung. Auf deren guten Funktion baut später der Erwerb vieler anderen Fertigkeiten auf.
Einige Beispiele für Leistungen der visuellen Wahrnehmung:
- Unterscheidung der Raumlage der Buchstaben b-d, M-W
- Unterscheidung ähnlicher Buchstaben
- Herausfinden einzelner Wörter im Text, um bestimmte Stelle im Text zu finden
- Texte abschreiben
- richtige Schreibweise der Buchstabenform….
Damit das Einhalten der Linien beim Ausschneiden, Ausmalen und später auch der Zeile beim Schreiben gelingt, bedarf es guter visuomotorischen Koordination – also der Fähigkeit, die Handmotorik durch die Augen zu kontrollieren.
Eine gute Handgeschicklichkeit, Handkraft und Kraftdosierung beeinflussen die optimale Stifthaltung, die Strichführung beim Schreiben, das Schriftbild sowie die Ausdauer und das Schreibtempo. Die Kinder werden bei Bedarf mit passendem Stiftaufsatz versorgt.
Die Eltern werden hinsichtlich der richtigen Sitzposition und der Möglichkeiten zur Anpassung des Schreibtisches und der Sitzhöhe des Kindes beraten. Die Sitzposition wirkt sich auf entspannte Sitzhaltung, flüssige Schreibbewegungen und ebenfalls auf die Aufmerksamkeit und visuelle Kontrolle aus.
Spätestens im Vorschulalter muss die Handdominanz herausgebildet sein. Bei unklarer Händigkeit soll frühzeitig eine Diagnostik erhoben werden. Für ein linkshändiges Kind bietet Ergotherapie eine umfassende Beratung zu Stiftführung, Blattlage, Schneiden, Einrichten des Schreibplatzes.
Ergotherapie kann das Lernverhalten positiv unterstützen. Dabei sind die Motivation, Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer einige Beispiele. Die Stimmung und Emotionen wirken sich auf das Lernen maßgeblich aus. Eine positive Stimmung ist wichtig, um die Motivation aufrecht zu halten. Es soll uns gelingen, die Neugierde beim Kind zu wecken – der Motor fürs Lernen. Es ist von großer Bedeutung, den Kindern zu ermöglichen, den Erfolg zu erleben, damit sie in ihrem Selbstvertrauen wachsen können. Die Kinder mögen es spannend. Für uns heißt es: die ergotherapeutische Behandlung ist für das Kind in Form eines Spieles und orientiert sich an Interessen des Kindes. Wenn man Begeisterung und Freude entstehen lässt, unterstützt man damit die Lernprozesse.
Motor des Lernens – ein Artikel zu diesem Thema erschien in Plattlinger Zeitung am 6. Januar 2017. Dort wird zusätzlich die logopädische Perspektive auf Erwerb und Bedeutung von sprachlicher Kompetenz erläutert.